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„Pflege wird bei uns kein Problem“, sagte sich Rosi Hennig, Hausfrau, mit 50 Jahren. Mit erwachsenen Kindern, einem engagierten Ehemann und viel Platz im Mehrfamilienhaus war sie sich sicher: „Ich pflege meine Mutter bis zuletzt“. Im Erdgeschoss wartete die altengerechte Wohnung, in ihrer Heimatstadt gab es Nachbarschaftshilfe und Pflegedienste.
Mit Ende 40 entschloss sich der Journalist Dr. Reinhard Abeln, seine Mutter zu pflegen. „Die Oma war eine Riesenstütze, als die Kinder klein waren, sagte er sich, „jetzt, da sie die 80 überschritten ist, sind wir eben für sie da.“ Da wussten seine Frau und er noch nicht: Die Pflege würde ihr Leben mehr als ein Vierteljahrhundert prägen.
Für Margit Winkler war das Thema Pflege bis vor wenigen Jahren nur beruflich präsent. Als gelernte Bankkauffrau, unabhängige Finanzfachfrau und Fachautorin rund ums Thema Geld wusste sie um die Bedeutung jeder Art von Altersvorsorge. Doch ihr Mann war erst Anfang 50, als er während der Arbeit plötzlich Sprachstörungen bekam. Notarztwagen, Klinik – kurz später die Diagnose: Ein nicht heilbarer Hirntumor. „Keine Hoffnung, keine Zukunft“, erinnert sich Margit Winkler. Alles, was sie tun konnte, war: Finanziell das Wichtigste regeln und die notariellen Vorkehrungen treffen. Schnell setzte das Paar Testament, Patientenverfügung, Vorsorge- und Betreuungsvollmacht auf. „Danach taten wir so, als sei alles normal, wir wollten es einfach nicht wahrhaben“, sagt Winkler heute. Die Familie gönnte sich kleine Reisen, feierte, aß gut, redete viel; Margit Winkler arbeitete fast nur von zuhause aus und umsorgte ihren Mann.
Rosi Hennig erinnert sich: „Als die letzte der drei Schwestern meiner Mutter tot war, baute sie ganz schnell ab. Vorher schon hatten die Ärzte von Alzheimer gesprochen, wir winkten ab. Doch dann passierten immer mehr Sachen …“ Die Omi, die wenige Jahre zuvor noch in die USA gereist war, fand ihren Friseur nicht mehr! Eines Nachts fiepte es unerträglich laut in der Wohnung der Enkelin, die mit im Haus lebte – die Großmutter hatte ihr Hörgerät in deren Blumentopf vergraben. Immer häufiger suchte die ansonsten rüstige Mittachtzigerin Streit mit der Tochter. Dann wieder jammerte sie: „Ich werde heute sterben!“ Eines Tages erklärte sie plötzlich stolz: „Ich habe mir meinen Platz im Pflegeheim gesucht!“
„Wenn ich meine Mutter ins Heim geben müsste, wäre das ihr Tod“, erkannte hingegen Reinhard Abeln. Er ließ sie ihren Tagesablauf bestimmen. Als sowohl er als auch seine Frau den Ruhestand begannen, klappte das einfacher als zuvor. Wobei: „Als Paar etwas unternehmen, etwa den Gottesdienst besuchen – das geht so nicht. Einer muss doch immer zuhause bleiben.“
Da wechselten die beiden sich ab, jeder gönnte dem anderen seine Hobbys und Auszeiten. Ohne die Unterstützung und Mithilfe des Ehepartners gehe so etwas sowieso nicht lange gut, betont Abeln. Nicht zuletzt: „Ob man miteinander klarkommt, hängt immer auch von der zu pflegenden Person ab.“
Davon kann Rosi Hennig ein Lied singen. „Wir versuchten lange, uns zu entlasten, holten eine Hilfe ins Haus, aber Mutter schickte sie heim. Den Pflegedienst und die Tagespflege wollte sie auch nicht. Sie war sehr eigen in allem und unsicher. Ich bekam Angst um sie und meine kleine Enkelin, die mit im Haus aufwuchs. Nachts schlief ich immer schlechter. Irgendwann konnte ich nicht mehr.“
Nach fünf harten Jahren zog ihre Mutter in die Pflegeeinrichtung ihrer Wahl. Dass die Wahl der alten Dame keine gute gewesen war, zeigte sich, als sie eines Tages im Nachthemd aus dem Heim ausbrach. „Im Nachhinein weiß man, man hätte nach einem auf dementielle Erkrankungen besser vorbereiteten Heim gucken sollen“, bedauert Rosi Hennig. Dennoch hielt die Familie durch. Drei Jahre des Abschiednehmens folgten. Mit täglichen Besuchen – wobei die Omi immer häufiger den Pflegerinnen vorheulte: „Mich besucht ja nie einer!“ Mit Gesprächen, mal verworren, mal überraschend tiefgründig. Mit Spaziergängen, kleinen Genüssen: Hier ein Eis, da ein Stück Kuchen … Großmutter, Tochter, Schwiegersohn, Sohn, Schwiegertochter, Enkelkinder und Urenkel weinten, lachten und war sich nah. Bis zuletzt. „Ein Schuldgefühl bleibt“, sagt sich Rosi Hennig, „doch ich stehe dazu, anders ging es nicht mehr.“
„Nach langem Abwägen entschied sich mein Mann im Frühjahr 2010 fürs Hospiz“, berichtet Margit Winkler. „Mir war wichtig, dass seine Zeit so selbstbestimmt wie möglich ist.“ Ein Jahr nach der Krebsdiagnose starb er an einem Sommertag in den Armen seiner Frau. „So schwer es war, ihn zu verlieren“, sagt sie heute, „so sehr war es ein Trost, zu sehen: Mein Mann verabschiedete sich wenigstens so, wie er es wollte. Immer wieder treffe ich Familien, bei denen das ganz anders läuft. Es bricht einem das Herz, wenn sich die erwachsenen Kinder dann noch um Pflegekosten streiten oder mit den Ärzten darüber diskutieren, dass der Patient das so nicht gewollt hätte.“ Für andere ab der Lebensmitte hat sie darum das Fachbuch „Vorsorgen ist keine Frage des Alters“ geschrieben mit Tipps zu Vollmachten, Pflege, Versicherungen und vielem mehr. Denn so traurig es ist, wenn ein geliebter Mensch zum Pflegefall wird – ohne Wahlfreiheit und mit finanziellem Druck, weiß sie, wird alles noch viel schlimmer.
Bildnachweis: © Anemone123 / Pixabay
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