Düfte – eine emotionsstarke Therapie bei Demenz

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Diese Erfahrung macht eine ehrenamtliche Demenzhelferin regelmäßig, wenn sie mit ihrer Patientengruppe einen öffentlichen Kräutergarten besucht. Demenzkranke Menschen haben keinen Bezug mehr zu Begriffen wie gestern, heute, vorige Woche oder übermorgen. Sie leben in ihrer eigenen Welt. Auch wenn wir den Eindruck haben, dieses Losgelöst sein mache frei und unbeschwert, ist in Wirklichkeit das Gegenteil der Fall. Denn wer den Zeitbezug verloren hat, bekommt Angst und wird völlig verunsichert. Das Gefühl, die Wirklichkeit entgleitet einem immer mehr, ist extrem belastend.

Ein Mörser mit frischen Kräuetrblättern

Wie Gerüche bei Demenz helfen

Düfte dagegen sind etwas Vertrautes. Den Geruch von Pflanzen und Kräutern, aber auch den Duft von Backwerk, Leder und Holz kennen wir alle schon aus Kindheitstagen. Genauso geht es Demenzkranken. Düfte sind unverwechselbar und wecken besondere Erinnerungen. Sie stellen einen ausgezeichneten Anker zur Vergangenheit her, sie können ein ganzes Spektrum an Emotionen freisetzen und wahre Glücksmomente erzeugen. Somit machen Düfte auch die therapeutische Arbeit leichter. Beim Besuch des Kräutergartens erlebt die ehrenamtliche Demenzhelferin zusammen mit Betroffenen einen unbeschwerten Tag voller Zufriedenheit. Auch Lieder spielen dabei eine besondere Rolle. Bei der Musikarbeit mit Demenzkranken greift man auf bekannte Kinder- und Volkslieder zurück, die Menschen dieser Generation früher regelmäßig gesungen haben. Beim Hören scheint eine lange verborgene Saite tief im Inneren neu anzuklingen. Plötzlich entstehen Gedankengänge, die schon für unmöglich gehalten wurden.


Besuch im Kräutergarten: ein wahrer Schatz zur Sinnesaktivierung

Mit Heilpflanzen kann man sich in der Demenzbetreuung sehr lange beschäftigen und dabei immer wieder neue Ideen sammeln. Das Schöne in vielen öffentlichen Kräutergärten: Pflücken und Probieren ist ausdrücklich erwünscht. Beim Spaziergang durch den Kräutergarten erkennt der ein oder andere vertraute Pflanzen am Wegesrand. Auch wenn der Name nicht abrufbar ist, so weiß derjenige dennoch sicher, diese Pflanze schon einmal in den Händen gehalten zu haben. Wenn sie am Salbeistrauch vorbeikommen, ist die Aufmerksamkeit besonders groß. Vielen Damen fällt ein, dass sie das Gewürz früher zum Braten benutzten. Auch Bierteiggebäck hatte man einst daraus hergestellt. Genau wie Salbei beflügelt Liebstöckel die Fantasie. Viele der betagten Damen und Herren kannten das Gewürz sogar aus der täglichen Küche ihrer Kindheit.


Eine besondere Form der Sinnesaktivierung

Und erst das Obst! Brombeeren direkt von der Hecke in den Mund, das ist ein Genuss für alle Sinne. Man weiß, dass gerade die Sinne älterer Menschen kräftige Anreize brauchen. Da ist die Brombeere genau das Richtige, denn sie schmeckt kräftig, süß und herb zugleich. Demenzkranke erinnern sich besonders an Gerüche aus der Kindheit und an Speisen, die sie in ihrer Jugend aßen. Wer denkt nicht gerne an unbeschwerte Kindertage, als man zusammen mit seinen Freunden im Wald Beeren pflückte. Die Oberflächen der Blätter und Blüten fühlen sich immer unterschiedlich an. Je nach Wuchshöhe können selbst Rollstuhlfahrer problemlos mit den Pflanzen in Berührung kommen. Der kräftig riechende Holunder ist so ein Beispiel. Auch wenn nicht alle seinen eigentümlichen Geruch mögen, erinnern kann sich fast jeder daran.

Bildnachweis: © kerdkanno / Pixabay


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